Sequential write/read
Homeschooling , der entspannte Weg!
Homeschooling oder Hausaufgaben-Aufsicht?
Homeschooling
Ich bin Vater und von Beruf Winzer. Aber aktuell, in dieser Ausnahme Situation, was da alles auf einen zukommt ist schon außergewöhnlich. Unser Sohn Samuel ist 5 Jahre alt und geht noch in den Kindergarten. Er soll im kommenden Schuljahr eingeschult werden. Also so ganz hat uns das Thema Homeschooling noch nicht erreicht, aber das Thema Homekindergartening!
Und siehe da das Leben mit einem Kindergartenkind ist gerade ein völlig Anderes als man es gewohnt ist. Normalerweise wird unser Sohn morgens um 07:15 Uhr in die Kindertagesstätte gebracht. Dann ist Ruhe bis um kurz nach 16:00 Uhr. Danach kommen knapp 3 bis 4 Stunden „Familienleben“ also zumindest das was man heute darunter versteht. Kind abfüttern, Kind waschen, Kind ins Bett bringen und schon sind die paar Stunden Familie wieder rum. Das ist jetzt alles anders, GRUNDLEGEND anders.
Samuel ist den ganzen Tag da. Wenn meine Frau Carolin frei hat sind die beiden bei uns zusammen zu Hause und ich kann im Weingut meine Arbeit erledigen. Wenn meine Frau allerdings arbeiten ist bleibt Samuel bei mir. Aufstehen, Kind fertig machen und Frühstücken ist ja alles noch wie gewohnt Aber dann!!!
Meine Frau hat mir für Samuel „Hausaufgaben“ für den Tag vorbereitet. Diese bestehen hauptsächlich aus dem guten altbekannten Mini-Lük und Arbeitsblättern. Arbeitsblätter für ein Kindergartenkind? Ja genau, in unregelmäßigen Abständen erreichen uns von unserer Kindergartenleiterin E-Mails mit eben jenen Arbeitsblättern. Der erste Schritt zum Homeschooling wäre also getan. Nur juckt das Samuel herzlich wenig…
Der schaut lieber mit dem Opa KIKA oder Chuggington auf DVD in Dauerschleife. Des Öfteren muss dann der Papa, also ich, intervenieren. „Mach deine Aufgaben!“ hör ich mich dann sagen. Das Ganze hat allerdings wenig bis kein Erfolg.
Hausaufgaben-Aufsicht
Also was tun? Ich habe dafür jedoch leider auch kein Patentrezept.
Tabletverbot? Klappt zwar, aber theoretisch hätte mein Sohn dieses bis er 137 Jahre alt ist, wenn man alle ausgesprochenen Androhungen zusammenrechnen würde.
Fernsehverbot? Auch eine gute Möglichkeit. Führt aber in Verbindung mit dem vorher ausgesprochenen Tabletverbot zu ungewünschten Synergieeffekten. So kommt es in diesem Zustand nicht selten vor, dass der 5 jährige in meinem ohnehin schon recht beengten Büro auftaucht und meinen Schoß für sich beansprucht. Oder dass eben selbiger in das ein oder andere Telefonat hinein platzt. „Wer ruft da an?“ oder „Was will der?“ Eigentlich einfach zu beantwortende Fragen. Wenn man jedoch noch nicht mal ans Telefon gehen kann um den Hörer überhaupt abzunehmen, sind diese Fragen unmöglich zu beantworten. Spätestens dann kommen einem so einige Gedanken in den Sinn über die man eigentlich nicht nachdenken möchte. Dann wünscht man den Tag herbei, an dem alles wieder seinen gewohnten und geregelten Ablauf hat.
Zum Glück haben die Meisten Verständnis für das zwischen Gequake eines 5 Jährigen während eines Telefonats. Kritischer wird es beim Schreiben von E-Mail oder bei der Pflege von der Weingutshomepage. So hat mir Samuel ungefähr einen Nachmittag zusätzliche Arbeit eingebracht als er mir während des Hochladens diverser Dateien auf den Webserver versehentlich verschiedene Ordner verschoben hat. Und das ganze nur, weil er mal wieder an meinem Arm schütteln musste wegen ganz wichtigen Dingen.
Ergebnis dieser Aktion: 3 Stunden sortieren der Dateien und eine weitere Schimpfattacke eines völlig genervten und erledigten Vaters. Ja natürlich, meine Reaktion war auch nicht die Beste, aber ich kann mir wirklich etwas Besseres vorstellen als mich den ganzen Nachmittag mit dem Sortieren meiner Daten zu beschäftigen. Diese Zeit hätten Samuel und ich wirklich für andere Dinge nutzen können.
Um dem allem aus dem Weg zu gehen bin ich also nach ein paar Tagen dazu über gegangen beim Homeschooling, oder besser beim Erledigen der gestellten Aufgaben dabei zu sitzen. Zumindest war dies der Plan! Aber zwischen der eigenen Wahrnehmung und dem was man wirklich tut liegen ja bekanntlich Welten. Der Plan war gut, jedoch liegen die Aufgaben immer noch bei uns auf der Küchenablage und mittlerweile hat sich da auch schon eine kleine Staubschicht darauf gebildet. Des Öfteren holen wir stattdessen die Brettspiele aus dem Schrank.
Es kommt aber auch manchmal vor, dass uns irgendetwas einfällt von dem ich mir sicher sein kann, dass meine Frau wenn Sie abends nach der Arbeit nach Hause kommt unter Garantie ebenfalls einen Schreikrampf bekommt. All das ist besser als Fernsehen gucken oder Tablet spielen. Das was auf der Strecke bleibt ist jedoch ein Großteil meiner Arbeit.
Wege aus der Miesere
Alkohol ist auch (k)eine Lösung!
Wenn einem da der Gedanke schon am frühen Morgen nach einem Gläschen Wein kommt, dann ist das nicht mal der verkehrteste. Wein zum Frühstück ist bei manchem jedoch der normal Zustand. Aber soweit darf und soll es natürlich nicht kommen! Dafür gibt es von der Deutschen Weinakademie ein paar Hilfestellungen zum Entscheiden ob ihr noch normal konsumiert oder es schon übertreibt. Natürlich möchte ich hier Alkohol nicht als Lösung präsentieren. Aber vielleicht hilft das folgende dem ein oder Anderen das schlechte Gewissen etwas los zu werden.
Wein ab 10, das wird schon gehn! In Zeiten von Homeschooling und Homeoffice ist man ja versucht sich den Alltag zu Hause so angenehm wie möglich zu gestalten. Es hat auch einen Grund warum der durchschnittliche Franzose eher Rotwein als Klopapier hamstert. Ich wette bis um 10 hat eben jener Franzose auch schon beides mindestens einmal benutzt! Nur in Deutschland ist es zwar unangenehm über den Gebrauch von Toilettenpapier am Morgen offen zu sprechen, das absolute Tabu ist aber der Genuss von Wein am Morgen. Quasi ein Tabubruch. Immer mit dem Nimbus ein Alkoholiker zu sein besetzt. Das stimmt aber so nicht ganz.
Natürlich sollt ihr nicht morgens um 8 schon so betrunken sein, dass euer Kind auf euch aufpassen muss. Ihr solltet weder die Lehrer/innen im Livestream anbaggern, noch auf dem Balkon „Geh doch nach Hause du alte Scheiße“ intonieren.
Ein schönes Glas Wein kann aber dafür sorgen sich den Alltag zu verschönern und angenehmer zu gestalten. Ein Gläschen Grauburgunder trocken zu trinken ist nicht schlimm. Solange aus dem Glas nicht 3 Flaschen werden!
Man sollte wie bei allem ein gewisses Maß einhalten.
Die eine, richtige Lösung gibt es nicht
Und da sind wir auch schon wieder bei meinem Sohn, der während ich hier gerade schreibe schon wieder um mich herum wuselt und mich gerade als Landeplatz für seinen Playmobilhubschrauber benutzt. Die richtige Lösung für das „Problem“ Homeschooling in Deutschland gibt es nicht. Fakt ist, dass was wir in Deutschland aktuell versuchen ist kein Homeschooling. Das ist und bleibt verboten. Wir haben eine allgemeine Schulpflicht. Das was wir gerade tun ist eher eine Art Hausaufgabenbetreuung von uns, zur Zeit, meist überforderten Eltern. Alles kommt zusammen und wir versuchen so gut es geht alles unter einen Hut zu bekommen. Dass dabei das ein oder andere auf der Strecke bleibt ist natürlich klar aber wir alle versuchen unser Bestes. Jeden Tag aufs Neue.
Andere Länder in Europa und auf der Welt sind da anders aufgestellt. In Österreich gibt es z. B. tatsächlich einen Heimunterricht. Das bekannteste Beispiel sind die USA. Wobei deren System auch kein Vorbild für uns sein kann. Das Momentane Problem müssen unsere Politiker und die Schulen lösen. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur an Schulen für Unterrichtsstunden per Zoom oder Videoconferencing wären meiner Meinung nach eine Lösung.
Das gibt es aber gerade alles noch nicht und die Lehrer/innen und Erzieher/innen überhäufen uns Eltern mit Aufgaben in Hülle und Fülle. Das einzige was uns als Eltern übrig bleibt ist unseren Kindern durch diese Zeit so gut wie möglich zu helfen. Am hilfreichsten sind aber zufriedene und wenig gestresste Eltern. Also sollten wir uns die Situation zuhause so angenehm wie möglich gestalten und auch mal 5e grad sein lassen. Wir müssen alle wieder Gelassenheit im Umgang mit unseren Kindern lernen. Aber nicht nur da, sondern auch Gelassenheit unseren Mitmenschen gegenüber in dieser Krise. Wenn ein Gläschen Wein dazu beitragen kann dies zu erreichen, dann leiste ich gerne meinen Beitrag.
ein Kommentar
Ulrike Kindsvater
Hey Alex,
ich konnte mir beim Lesen ein schmunzeln nicht verkneifen.
Aber keine Sorge, alles wird gut! Dauert halt e bissel….
L. G.
Uli